Interview mit Florian Westermann

Interview mit Florian Westermann

Florian und ich haben uns auf dem Klettersteig zur Alpspitze kennengelernt. Er fotografiert mindestens mit so viel Leidenschaft und Enthusiasmus wie ich und betreibt unter Phototravellers.de selbst einen Blog. Wir haben zusammen schon viele tolle Wanderungen und Foto-Touren durch die Berge unternommen. Ich freue mich, ihm heute ein paar Fragen stellen zu können.

Wie bist Du zum Wandern und Reisen gekommen?

Als Teenager ging es in den Ferien nach Wales, Norwegen, Spanien, Malta – das hat mir damals so gut gefallen, dass das Reisen eine Leidenschaft wurde, die bis heute in mir lodert. Auf den ganzen Reisen wollte ich aber nie am Hotel-Pool liegen, sondern immer etwas erleben. Was liegt da näher, als seine Umwelt per Fuß zu erkunden – das erklärt dann auch meine Liebe zum Wandern und Bergsteigen. Aber wahrscheinlich steckt das auch ein bisschen in den Genen. Mein Opa war leidenschaftlicher Bergsteiger und, wann immer es ging, in den Alpen unterwegs. Als Kind durfte ich in den Ferien – aufgewachsen bin ich ja in Berlin – mit auf die eine oder andere leichte Tour. Damals habe ich das aber ehrlich gesagt noch nicht zu schätzen gewusst.

Hast Du einen Lieblingsort, eine Lieblingsgegend oder einen Lieblingsberg?

Eine schwierige Frage – jeder Ort hat etwas Besonderes. Ich war in den vergangenen Jahren aber sehr oft im Südwesten der USA unterwegs, von daher könnte man schon von einer Lieblingsgegend sprechen. Und ich habe noch lange nicht alles gesehen, was ich dort gerne sehen möchte. Aber auch nach Island und auf die Lofoten will ich so schnell wie möglich wieder. Das sind alles fantastische Orte, um sich vom Alltag loszusagen und innere Ruhe zu finden. Mehr als ein Zelt und meine Wanderschuhe braucht es dazu auch gar nicht. Bei uns in den Alpen bin ich auch sehr gerne und viel unterwegs, aber das kann man schlecht vergleichen. Hier weißt du halt immer, dass der nächste Ort nur einen Steinwurf entfernt ist, dass das Handy-Netz fast überall funktioniert – und tagelang wandern, ohne einen Menschen zu begegnen, ist auch schwierig.

Was war dein schönster Moment auf einer Reise oder in den Bergen?

Ein Höhepunkt war sicherlich unsere Tour zu Hunts Mesa im Monument Valley. Mit unserem Indianer-Guide Duffy ging es in einem uralten, aber geländemäßig extrem aufgemotzten Jeep stundenlang durch die Stein-Wüste und schroffe Berge hinauf. Auf eigene Faust ist dieser Ort leider nicht zu erreichen. Oben angekommen genießt man einen atemberaubenden Ausblick über das Monument Valley. Ein Anblick, den ich nie vergessen werde. Auch die Nacht unter dem Sternenhimmel und der Sonnenaufgang dort oben – einfach unbeschreiblich.

Gab es schon mal eine Situation, die im Nachhinein viel zu krass war ?

Der Nankoweap Trail im Grand Canyon, den wir 2013 gegangen sind. Die Wanderung ist eigentlich nicht dramatisch, in den Alpen sind wir schon ganze andere Touren gegangen. Durch die enorme Hitze von weit über 30 Grad, die direkte Sonneneinstrahlung und das schwere Gepäck wurde es aber zu einem Martyrium. Meine Freundin Biggi hatte zu Beginn der Tour rund 20 Kilo auf den Schultern, ich 25 Kilo. Das war fast alles Wasser. Man muss nämlich erst einmal zum Colorado River kommen, um seine Wasservorräte mit Flusswasser aufzufüllen. Es ist noch gar nicht lange her, da ist ein Wanderer auf dem Nankoweap Trail dehydriert und gestorben, sein Kumpel hat nur knapp überlebt. Die beiden hatten zu wenig Wasser dabei – und dann bist du da in der Gegend aufgeschmissen. Es gibt keine Möglichkeit, dem hoch im Grand Canyon verlaufenden Trail zu entrinnen, Handys funktionieren nicht und es kommt nur alle paar Tage Mal ein Wanderer vorbei – da draußen bist zu 100 Prozent auf dich alleine gestellt.
Wir haben die Tour damals kurz vor dem Ziel wegen Zeitmangel und dem hohen Gewicht abgebrochen. Geschlafen haben wir im Zelt auf dem nackten Steinboden – für Matten war einfach kein Platz mehr. Der Fehler war, die Tour auf zwei Tage auszulegen. Wir hätten das ganze gemütlich in drei oder vier Tagen machen sollen – das werde ich das nächste Mal so einplanen.

Hast Du noch Tipps für meine Leser zum Reisen und Wandern?

Bereitet euch vor, plant jeden Trip akribisch genau, gebt jemandem Bescheid, wo ihr seid und was ihr macht und ganz wichtig: überschätzt euch nicht! Es ist noch keiner umgekommen, weil er eine Tour nicht zu Ende gebracht hat – andersherum kann man das leider nicht behaupten. Ich bin auch schon öfter umgekehrt, als mir lieb ist und habe so schon das eine oder andere geile Foto verpasst. Aber das eigene Leben geht vor.

Florian Westermann

2 Replies to “Interview mit Florian Westermann”

  1. Da hat Florian ja schon einiges gesehen. Da packt mich auch wieder die Reiselust/Wanderlust.
    Tolle Fotos! Weiter so!

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